Der Fahrplanwechsel 2018/2019 bringt einen Betreiberwechsel für das Dieselnetz Sachsen-Anhalt mit sich. Während dort bisher DB Regio Südost und Transdev die Verkehrsleistungen erbrachten, wird die in Zukunft Aufgabe von Abellio Rail Mitteldeutschland und der Hanseatischen Eisenbahn sein.
Abellio Rail Mitteldeutschland befährt nun folgende Dieselstrecken in Sachsen-Anhalt:
Expresslinien 11/21/31 Magdeburg – Halberstadt – Thale/Blankenburg/Goslar mit Zugpaar am Wochenende von und nach Berlin
Expresslinien 4/24 Halle (Saale) – Halberstadt – Goslar
Regionallinie 43 Magdeburg – Oschersleben
Regionallinie 35 Stendal – Wolfsburg
Regionallinie 36 Magdeburg – Wolfsburg
Expresslinie 6 Magdeburg – Wolfsburg
Regionallinie 41 Magdeburg – Güsten – Aschersleben
Regionallinie 50 Dessau – Güsten – Aschersleben
Regionallinie 47 Halle (Saale) – Könnern – Bernburg
Expresslinie 10 Magdeburg – Sangerhausen – Erfurt
Regionallinie 77 Naumburg (Saale) – Nebra – Wangen
Für diese Strecken wurde 54 Triebzüge vom Typ Coradia LINT 41 beschafft. Von diesen 54 Triebzügen sollen in einem ersten Schritt drei Fahrzeuge eine zusätzliche Batterie erhalten, die über beim Bremsvorgang rückgespeiste Energie geladen werden soll. Damit soll ein teilweiser Batteriebetrieb möglich sein. Mittelfristig sollen so alle 54 Triebzüge umgerüstet werden. Die Dieseleinsparnis soll bei ca. 25 % liegen.
Die Fahrzeuge verfügen über 110 Sitzplätze (1. und 2. Klasse) sowie 120 Stehplätze. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 140 km/h, die für die befahrenen Strecken vollkommen ausreichend ist.
Die 1. Klasse im Alstom Coradia Lint 41
Der 1.Klasse-Bereich befindet sich direkt hinter einem der beiden Führerstände und umfasst 6 Sitzplätze. Erfahrungsgemäß ist das für das Einsatzgebiet der Triebwagen vollkommen ausreichend. Auf jeder Seite befinden sich ein Doppelsitz und ein Einzelsitz, dazu ein rech großer Holztisch, dessen Furnier einen edlen Eindruck hinterlässt. Steckdosen (normale und USB-Steckdosen) sind außerdem vorhanden, lediglich Abstellplätze für Koffer fehlen. Doch da das 1.Klasse-Abteil in der Regel eh leer ist, lässt sich das verschmerzen. Zu beachten ist, daß das 1. Klasse-Abteil nicht barrierefrei erreichbar ist, doch auch das dürfte kein Drama sein.
Die 2. Klasse im Alstom Coradia Lint 41
104 der 110 Sitzplätze gehören zur 2. Klasse. In dem Wagenteil, wo sich die 1. Klasse befindet, ist nur ein kleiner Teil der 2. Klasse-Sitzplätze zu finden, da sich hier auch noch der Fahrkartenautomat und die behindertengerechte Toilette befinden. Auch ein Gepäckrack hat man dort noch untergebracht.
In dem anderen Wagenteil ist der Großteil der Sitzplätze zu finden, viele davon als Vierer-Sitzgruppe angeordnet und mit kleinen Tischen versehen.
Die Ablageflächen oberhalb der Sitze sind von der Höhe her zumindest für Koffer nicht wirklich geeignet. Dafür dürfte das Gepäckrack Abhilfe schaffen und auch unter den Sitzen ist Platz für Gepäck. Im barrierefreien Sitzbereich sind die Ablageflächen besser angeordnet und bieten auch ausreichend Platz für größeres Gepäck.
Direkt hinter dem anderen Führerstand ist eine kleine Lounge mit zwei seitlich angeordneten Sechser-Sitzgruppen. Diesen Bereich betrachte ich persönlich als Highlight des Triebwagens. Dieser Loungebereich wurde in dieser Form, nur doppelt so groß, bereits in den Elektrotriebwagen von Abellio Rail Mitteldeutschland verbaut. Außerdem hat dieser Wagenteil noch einen Mehrzweckbereich, wo bis zu acht Fahrräder Platz finden oder mehrere Kinderwagen.
Auch in der 2. Klasse sind normale Steckdosen und USB-Steckdosen verbaut. Sie sind, ebenso wie in der 1. Klasse, unter den Sitzen zu finden, genau genommen zwischen den beiden nebeneinander liegenden Sitzen.
In beiden Wagenklassen ist ein kostenloses WLAN verfügbar, sodaß man auch bequem im Netz surfen kann, sofern das WLAN selbst irgendein Netz findet mit dem es sich draußen verbinden kann.
Barrierefreiheit im Alstom Coradia Lint 41
Die Triebwagen verfügen über ausfahrbare Trittstufen. Zudem sind in den Türen Lautsprecher verbaut, die beim Halt auch außen durchsagen wohin der Zug fährt. Innen ist ca. ein Drittel der Sitzplätze in der 2. Klasse stufenfrei erreichbar. Die Toilette ist recht groß und ebenfalls barrierefrei eingerichtet. In den Triebwagen sind auch innen Lautsprecheransagen um die nächste Haltestelle anzusagen und in den Bereichen der Türen sind oben noch Monitore angebracht, die die nächsten Haltestellen anzeigen, inkl. der Ankunftszeit.
Allgemeines zum Alstom Coradia Lint 41
Zu bemängeln gibt es an dem Fahrzeug nicht viel. Allerdings fallen die recht schmalen Armlehnen an den Sitzen auf, die hätten ruhig etwas breiter sein dürfen. Da nehmen sich 1. und 2. Klasse übrigens absolut nichts. Bis auf die schmalen Armlehnen sind auch die Sitze vollkommen okay.
Gerade im Loungebereich in der 2. Klasse, aber auch sonst ist auffällig, daß die Steckdosen schwer zu erkennen sind, da sie auch schwarz sind. Hier wäre es angebracht gewesen helle Steckdosen zu verwenden, die sich vom Umfeld gut abheben. Hätte vermutlich nicht mehr gekostet als die jetzt verbauten schwarzen Steckdosen.
Auch positiv: der Fahrkartenautomat im Zug unterstützt kontaktlose Kartenzahlung, also muß man kein Bargeld mehr dabei haben.
Ansonsten macht das Fahrzeug einen sehr bequemen und modernen Eindruck. Die Geräuschkulisse im Innenraum ist sehr leise, damit sind auch längere Fahrten in dem Fahrzeug keine Qual. Im Vergleich zu den bisher eingesetzten Siemens Desiro Classic von DB Regio Südost ist der neue Lint 41 eine sehr großer Fortschritt.