Seit einem Jahr ist der Fernbusmarkt offen für alle. Die Zahl der angebotenen Routen wächst regelmäßig. Einer der Anbieter ist Postbus. Ich habe anläßlich meines Besuchs der Grünen Woche in Berlin einmal den ADAC Postbus zwischen Magdeburg und Berlin genutzt. Vorteil für mich: der ZOB in Berlin ist direkt neben der Messe, bequemer geht es also gar nicht.
Postbus arbeitet mit Subunternehmern zusammen. Zwar sind die Busse alle gleich designed von außen, es sind aber unterschiedliche Fahrzeugtypen im Einsatz. Fahrscheine kann man online, telefonisch oder beim Fahrer kaufen.
Jeder bekommt einen festen Sitzplatz zugewiesen, Stehplätze werden nicht verkauft. Für 2 € zusätzlich kann man sich seinen Wunschsitzplatz aussuchen. Im Bus besteht Anschnallpflicht, darauf weißt der Fahrer vor der Abfahrt auch nochmal hin.
Ein Heißgetränkeautomat ist vorhanden, die Preise sind mehr als fair. Snacks und Kaltgetränke gibt es beim Fahrer, logischerweise nur an den Haltestellen.
Ebenfalls verfügbar ist kostenloses WLAN. Das Paßwort dafür steht auf den Infoblättern, die überall ausliegen. Allerdings war in meinen genutzten Bussen das gar nicht nötig, da das WLAN offen verfügbar war. Übrigens war das WLAN die meiste Zeit sehr stabil verfügbar, hat mich positiv überrascht.
Via einem MediaCenter, das per App verfügbar ist, kann man man sich Musik und Filme einverleiben. Wenn es denn funktionieren würde. Zumindest die Androidapp war nicht in der Lage drauf zuzugreifen. Liest man sich die Bewertungen der App im Playstore durch, stellt man fest, daß das wohl der Mehrzahl der Nutzer so erging. Ich hatte zum Glück Kopfhörer dabei und genug Musik auf meinem Smartphone.
Die Fahrzeiten sind recht großzügig bemessen. Kommt man ohne Stau durch, kann es durchaus sein, daß man 15-20 Minuten früher als geplant an der nächsten Haltestelle ist. Die Zeit steht der Bus dann dort ab und fährt erst planmäßig weiter. Das dürfte die Raucher freuen, die so mehr Zeit zum Rauchen an den Zwischenstationen haben.
Allerdings, so berichtete der Busfahrer auf der Rückfahrt, hat man nicht immer so ein Glück. Die Tage bevor ich den Postbus testete, hatte er wohl auf der Relation bis zu 80 Minuten Verspätung. Da kommt der erste Knackpunkt. Während man bei der Bahn via App sich über Verspätungen informieren kann, geht das hier nicht. Im Zweifelsfall steht man sich also ewig die Beine in den Bauch und wartet und wartet und wartet. Macht gerade bei den aktuellen Minusgraden sicher sehr viel Spaß….
Aufpassen sollte man, daß man nicht einen Platz direkt hinter dem Fahrer erwischt, denn dort gibt es keinen Tisch oder ähnliches. Alle anderen Plätze haben in der Rückenlehne des Vordersitzes ein kleines Tischchen drinnen. Einen richtigen Tisch für vier Personen gab es in dem von mir genutzten Bussen nur ganz hinten. Erfahrungen anderer Reisender nach soll dort aber das WLAN nicht mehr so gut zu empfangen sein.
Die Sitze sind soweit okay, aber meiner persönlichen Meinung nach nicht so bequem wie die in den Fernzügen der Deutschen Bahn. Der Punkt geht nicht pro Fernbus. Den Sitzabstand empfand ich als gerade noch okay, hätte aber gerne auch etwas größer sein dürfen. Da bin ich wohl aus der 1. Klasse der Bahn verwöhnt.
Die Fahrzeiten sind auch so eine Sache für sich. Magdeburg – Berlin schafft der Bus wenn es gut läuft in ca. 100 Minuten. Die gleiche Fahrzeit die ich auch per Bahn bräuchte. Unterschied: der ZOB Funkturm in Berlin ist nicht so zentral gelegen wie der Berliner Hauptbahnhof. Muß ich dann noch ans andere Ende der Stadt, muß ich mir erst die passende S-Bahn-Station suchen (gibt mehrere in der Nähe) und dann quer durch die Stadt zuckeln. Will ich, wie in meinem Fall, direkt zur Messe ist der Fernbus idealer geeignet.
Es ist also sehr viel mit davon abhängig wo ich genau hin möchte. Auf langen Strecken gewinnt die Bahn den Zeitvergleich fast immer. Für die Strecke Magdeburg – Essen muß ich per Fernbus fast doppelt so viel Zeit einplanen wie mit der Bahn. Hamburg – München bewirbt Postbus mit 15 h Fahrzeit, der ICE schafft die Strecke in sechs Stunden. Hannover – Berlin dauert 4 h mit dem Bus, dagegen ist man mit der Bahn bereits nach 100 Minuten in der Berliner Innenstadt.
Was die Fahrpreise betrifft, ist der Postbus Fernbus häufig günstiger als die Bahn. Doch es kommt auch oft genug vor, daß der Unterschied relativ marginal ist und rechnet man dann noch etwaige Zusatzkosten für Bustickets hinzu, relativiert sich das wieder. Wer mit einer Fernverkehrsfahrkarte der Bahn unterwegs ist, hat fast überall in den größeren Städten auch das City-Ticket für den Nahverkehr inklusive. Schon reduziert sich der Preisvorsprung vom Fernbus wieder. Mit Sparpreis und BC25 + Cityticket, kommt man dem Fernbusfahrpreis dann schon häufig recht nah und ist zudem meistens auch viel schneller unterwegs.
Für Leute mit sehr schmalem Geldbeutel und sehr viel Zeit ist der Fernbus sicher eine günstige Alternative. Dennoch sollte man auch hier immer wieder nach entsprechenden Sonderangeboten der Bahn schauen, z.B. auch die Last Minute-Tickets von ltur.